Donnerstag, 15. Dezember 2011

Groupie


Psssttt..! Hier das Beweisbild, dass ich wirklich mit Hans Weingartner gesprochen habe. Wer ganz genau hinschaut, kann mich hinter dem Türrahmen erkennen ;)

Tut mit Leid, aber das musste jetzt einfach sein ;)

Sonntag, 11. Dezember 2011

Revolution! Revolution!

Nachdem ich eine Weile damit gewartet habe (oder einfach keine Zeit hatte), denke ich dass es nun doch an der Zeit ist, (m)einen Eindruck von den Wahlen und den Vorgängen im Land, bzw. in Moskau wiederzugeben.

Wer sich ein bisschen für Russland interessiert, wird mitbekommen haben, dass am letzten Sonntag die Duma-Wahlen stattgefunden. Wie erwartet ist Edinnaja Rossija (EdRo), die „Partei Putins“ (hier auch Partei der ‚Räuber und Diebe’ genannt), stärkste Kraft geworden, wie erwartet fanden massenhaft Wahlfälschungen statt, um dieses Ergebnis zu bekommen – aber was keiner erwartet hat: Das Volk erhebt sich seit nunmehr einer Woche lautstark und in großen Mengen gegen diese „Wahlen“ (ja, hier werden sie oft nur noch als „sogenannte Wahlen“ bezeichnet) und den Betrug!

Vielleicht sollte ich von vorne anfangen: die Wahlen am Sonntag wurden zwar u.a. von unabhängigen Wahlbeobachtern verfolgt, sodass der Ablauf erstmal relativ sauber war. So sehr, dass in einigen Bezirken "EdRo" nach den Exit Polls sogar nur auf knappe 20% kam. Am nächsten Morgen aber hatte "EdRo" ca. doppelt so viele Stimmen. Der Mechanismus ist denkbar einfach: nach Schließung der Wahllokale wurden die Stimmen zwar ordnungsgemäß ausgezählt, als die Wahlbeobachter weg waren, wurde jedoch die ganze Nacht über die Stimmen neu aufgeteilt. Und wenn dabei nicht aufgepasst wurde, kamen so wundersame Ergebnisse wie 140% Wahlbeteiligung insgesamt zusammen.

Vielleicht sind es diese drastischen Bilder, die die Dreistigkeit der Wahlfälschung illustrieren zusammen mit Medwedews Hundeblick, wen er treuherzig noch vor den Wahlen versicherte, dass „niemand zur Situation im Jahr 2007 zurückkehren würde“ (bezogen auf die vorgefallenen Wahlmanipulationen und –fälschungen) und dann mit ernstem Blick hinzufügt: „… denn wir haben ja jetzt 2011!“, die das Volk so derartig anfeuern. Ich weiß es nicht. Fakt ist aber, dass hier gerade einiges in Bewegung gerät.

Seit Montag sammeln sich Protestierende auf den Straßen um „die geklauten Wahlen“ zurück zu fordern. Viele Menschen fühlen sich betrogen und bringen dies auf der Straße zum Ausdruck. Überraschend ist hierbei das Ausmaß der Demonstrationen. Wenn ich noch vor Kurzem einen Artikel darüber gelesen habe, dass der Opposition der Rückhalt und die überzeugenden Anliegen fehlen, so zeigt sich in den letzten Tagen die Entstehung einer durchaus großen, bunt durchmischten Gruppe von Protestlern, die sich aus den unterschiedlichsten politischen Lagern zusammensetzt. Das erste Mal seit Jahren finden sich mehrere Tausend Menschen zusammen, um unter einem Motto – gegen die Regierung – zu demonstrieren. Normalerweise nehmen an solchen Protestveranstaltungen wohl nur eine Hand voll Leute teil, die, noch dazu, sogleich von den Sondereinheiten der Polizei auseinandergetrieben werden. Dieses Jahr ist es anders: die – sogar genehmigten – Demonstrationen zählen mehrere tausend Teilnehmer! Und die Proteste reißen nicht ab! Nach einigem Hin und Her wurde die großangelegte Demo diesen Samstag zwar vom Revolutionsplatz auf den „Sumpfplatz“ (Bolotnaja Ploschadj – ich weiß nicht, inwieweit man diese Wahl der Administration als „sprechenden Namen“ verstehen soll?!) verlegt, allerdings wurde die zugelassene Teilnehmerzahl von ursprünglich 300 (!) auf 30.000 (!!!) erhöht.

Im Internet werden Hinweise veröffentlicht, wie man sich als Demonstrant verhalten soll, was meine Rechte als Bürger der Polizei gegenüber sind und was im Falle einer Verhaftung (die nicht selten sind) zu tun ist, bzw., was man unbedingt vorsichtshalber mitnehmen sollte (u.a. dunkle Schokolade, ein extra Paar Socken, Taschentücher und für die Frauen Damenhygiene, Telephonnummern von Freunden/ der Botschaft und darauf achten, dass man noch ca. 100 – 200 Rubel auf dem Handy hat, zum Telephonieren, etc. …). Notwendige Tips in Anbetracht der zahlreichen Festnahmen (an die 600, darunter bekannte Kreml-Kritiker) … Außerdem sollen sich an die 20.000 Soldaten aus dem ganzen Land in der Stadt befinden – die Regierung scheint ziemliche Angst vor ihrem Volk zu haben … !

Ein weiteres interessantes Detail, ist der Fakt, dass die auf den Demos festgenommenen jungen Männer, die bisher noch nicht ihren Armeedienst abgeleistet haben, dazu gezwungen werden sollen, ihn als Strafmaß sofort zu verrichten. Damit gibt die Regierung indirekt zu, dass der Dienst in der vaterländischen Armee eine Bestrafung ist... Doch nicht nur das: Um die Teilnahme an den Demos zu verhindern, wurde vom Bildungsministerium urplötzlich eine verpflichtende Russisch-Prüfung für alle Oberstufenschüler am Samstag angesetzt.

Im Endeffekt finde ich es nur seltsam, dass der Regierung ihr Verhalten nicht selbst peinlich ist?! Anstelle die Wahlen zu annullieren und neue durchzuführen, den Protest und die eigene überführte Unrechtmäßigkeit anzuerkennen, hält die Regierungspartei an ihrem sogenannten Wahlsieg fest und hat auch noch die Dreistigkeit, ihn mit einem Konzert und der Losung „ein sauberer Sieg“ zu feiern!

Über so viel Schmerzlosigkeit kann man nur den Kopf schütteln – und den Protest unterstützen!

Sonntag, 4. Dezember 2011

Passierschein A 38


In letzter Zeit fällt mir die russische Bürokratie immer wieder auf die Füße und ich fühle mich zeitweise tatsächlich wie Asterix oder Obelix, die im Irrenhaus den „Passierschein A38“ suchen müssen ...

Perfektes Beispiel dafür war mein Besuch in der MGU. Da die russische staatliche Universität eine durchaus bekannte Einrichtung ist und man aber natürlich auch hier nur mit „propusk“ (einem Einlass-Schein) und als Begleitung eines dort wohnhaften Studenten hereinkommt, dachte ich mir dass ich die günstige Verbindung von a) der Nähe der Uni zu meiner Wohnung und b) meine Bekanntschaft zu einer Studentin dort nutzen müsste, um mir dieses altehrwürdige Gebäude mal von innen anzusehen. Gesagt – getan.

Der Weg war zwar schnell gefunden, da man aufgrund der Größe des Gebäudes tatsächlich nur der in den Nebel ragenden Spitze der Universität folgen muss. Schwieriger gestaltete sich hier schon der genaue Treffpunkt … denn ein großes Gebäude hat natürlich auch viele Eingänge. Und von diesen, sagen wir mal, 10 Türen, sind vielleicht nur zwei geöffnet. Und genau die gilt es zu finden!

Nach etlichen Telephonaten konnte ich also meine Kontaktperson ausfindig machen und einen ersten Schritt ins Gebäude wagen – der natürlich nach dem zweiten Schritt schon wieder von einem Metallenen Drehkreuz gestoppt wurde. Aber ich hatte ja meine MGU-Freundin dabei! Mit ihrem Studentenausweis wurde ich eingelassen. Dann gings auf zum nächsten Schalter, um den nächsten Einlass-Schein zu bekommen. Meinen Pass hatte ich vorsichtshalber eingesteckt – die Hürden, die es zu überwinden gilt, um in russische Lehreinrichtungen zu gelangen, kannte ich ja schon aus Ufa. (Umso seltsamer dafür, dass ich heute zu den Interview mit dem Weingartner in die „Kinoschule“ ganz ohne Probleme und ohne Wachmann am Eingang `reinkam….!!)

Nach diversen Metalldetektoren und Papier- und Passkontrollen waren wir dann irgendwann im Gebäude und konnten uns frei bewegen. Aber auch das gestaltete sich nicht als ganz so einfach, denn das riesige Gebäude ist einfach unüberschaubar. Hinzu kommt, dass man nicht etwa in einen Fahrstuhl steigen und die mindestens 30 Etagen des Gebäudes hochfahren kann. Nein, man muss nach ca. 8 Etagen umsteigen, denn die Fahrstühle decken immer nur eine gewisse Anzahl von Stockwerken ab… Es gibt sogar richtige Schemen, auf denen angegeben ist, in welchen Fahrstuhl man wechseln muss… und, auch wichtig zu bemerken: die Lifte arbeiten nur bis 22h! Ich weiß zwar nicht, ob da irgendwo ein Männchen sitzt und die Hebeseile herauf- und herunterkurbelt oder warum sie sonst abgestellt werden, aber so steht es zumindest auf den Täfelchen an der Wand…

Bis in die 23. Etage haben wir es zumindest geschafft, weiter ginge s aus mir unbekannten Gründen nicht. Von hier aus hatten wir aber auch schon einen wunderbaren Blick auf die Stadt. Und als wir eben diesen aus den Fenstern einer der Lehrsäle genossen, fiel uns eine weitere kleine Besonderheit auf: die Türen der Klassenräume waren von innen mit einem Gitter versperrt! Als wollte man die Studenten daran hindern, während des Unterrichts wegzurennen. Eine gruselige Vorstellung….

Aus Angst, selbst in den Räumen eingeschlossen zu werden, verließen wir also den Teil des Gebäudes und machten uns auf zu den Zimmern im Wohnheim, um den Tag beim gemeinsamen Kochen und Essen gemütlich ausklingen zu lassen. Auch hier wieder dieselbe Prozedur: Umsteigen bei den Fahrstühlen und mehrmaliges Vorzeigen von Pass und Passierschein an mehreren Drehkreuzen.

Der Rest des Abends verlief ohne weitere Vorkommnisse und näherte sich seinem letzten Höhepunkt, als es darum ging, das Gebäude wieder zu verlassen. Eigentlich erinnere ich mich an Wege, die ich schon einmal gegangen bin vom Ansehen her, ohne Probleme. Aber dies sollte mir hier nicht viel nützen. Denn da die Tür, zu der wir hereingekommen waren –überraschenderweise- verschlossen war, mussten wir einen klitzekleinen Umweg gehen. Mit andern Worten, wir sind das gesamte Gebäude einmal umrundet. Zumindest kam es mir so vor. Wir sind etliche Treppen rauf und runter gelaufen, über meterlange Korridore, durch Türen raus und wieder rein ins Gebäude, vorbei an Kiosken und Klamottengeschäften (ja!, das gibt es alles im Gebäude der MGU!!! Eine eigene kleine Stadt) um dann nach gefühlten Stunden an irgendeinem Ausgang anzukommen, durch den wir angeblich anfangs herein gekommen waren. Wenn wir nicht eine Studentin dabei gehabt hätten, die uns den Weg gezeigt hat, hätte ich vermutlich irgendwo auf dem Flur der MGU übernachten müssen … Den Passierschein in die Uni habe ich zum Andenken an diesen Abend aufgehoben.

Doch nicht nur die MGU, mit ihrer riesigen Größe, kann solch ein Ausmaß an Verwirrung stiften. Heute, als ich Freunde im Studentenwohnheim der RGGU (russische staatliche humanistische Universität) besucht habe, bot sich mir ein ähnliches Spektakel. Todesmutig, aber mit der leichten Angst im Nacken, mich zu verlaufen, machte ich mich ganz allein auf den Weg ins Freie. Fahrstuhl und Flur erkannte ich wieder, aber dann wurde es knifflig, als ich im Hof des Hauses stand. Vor mir ragte ein meterhohes verschlossenes Metalltor auf. Weit und breit kein Mensch in Sicht. Ich erspähte ein Türchen, was zu einer Art Zollhäuschen führte, was wiederum am Ende eine Tür zur Straße hatte … die allerdings auch verschlossen war. Also probierte ich die nächste Tür, die sich mir bot und die wiederum ins Innere eines anderen Gebäudekomplexes führte. Hier saß zumindest ein Aufsichtsmann (Oxranik) den ich fragen konnte, wie man denn bitte „raus, auf die Straße kommt“? Er schickte mich zurück in den Hof und meinte ich solle in den Korpus gegenüber gehen, da wäre die Tür offen. Hm, also stand ich wieder im Hof. Fand aber glücklicherweise den anderen Eingang, den Weg in den Korpus und den Ausgang auf die Straße.

Von den zwei großen schweren Holztüren, die mich in die Freiheit entlassen sollten, war natürlich nur eine geöffnet…

Sonntag, 27. November 2011

Hau den Lukas …auf Russisch!

Gestern hatte ich in einer Bar/Club die Möglichkeit mein Wissen über russische Trinkgewohnheiten zu erweitern. Dass es die verschiedensten und absurdesten Möglichkeiten und Trends gibt sich möglichst schnell ins Alkohol-Koma zu saufen, hatte ich ja schon in Deutschland gehört. Und Flatrate-Sauf-Parties waren da im Vergleich zu Geschichten über Jugendliche, die sich mit Alkohol getränkte Baumwollelemente in diverse Körperöffnungen einführten noch harmlos.

Was macht mal aber in Russland um schneller besoffen zu werden? – Es gibt eine Kopfnuss! Offiziell durchgeführt sieht das dann folgendermaßen aus: man bestellt das Getränk mit Wirkungsbeschleuniger (ob es einen Unterschied im Preis macht weiß ich nicht, da ich es NICHT ausprobiert habe, sondern nur bei anderen gesehen habe), woraufhin eine Glocke über der Bar geläutet wird - ich hatte schon Angst es gäbe Feueralarm. Ein Alarm ist auch angebracht, denn dem Trinkwütigen wird daraufhin ein Helm aufgesetzt, der an Wehrmachtsfilme erinnert und vermutlich auch aus der persönlichen Sammlung irgendeines Kriegsfanatikers erstanden wurde. Das bestellt Getränk muss dann in einem Zug – vollkommen unabhängig von der Größe – geleert werden, wobei während der ganze Zeit ein Baseballschläger-Schwingender Kellner daneben steht, mit dem er dann, sobald letzte Tropfen Alkohol das Glas verlassen hat, dem Kunden auf den Kopf, also auf den Helm haut.

Abgesehen davon, dass Druck-Saufen sowieso schwachsinnig ist (es sei denn, natürlich, man hat einen triftigen Grund dafür, wie z.B. das Bekämpfen einer Grippe!) und mich der Krach genervt hat – die laute Glocke, der Schlag auf den Helm und auch die Gläser wurden bei dieser Zeremonie besonders hart auf den Tisch geknallt –,war ich einfach nur angewidert von diesem Zur-Schau-Stellen der Gewalt. Die ständige Präsenz von brutaler Polizei und prügelnden Neo-Nazis hat offensichtlich auch ihren Niederschlag in der Saufkultur gefunden. Na dann: Prost!

(Die Quelle für das Bild: http://photos1.fotosearch.com/bthumb/IMP/IMP141/Metal_soldiers_helmet.jpg)

Donnerstag, 17. November 2011

Galgenhumor

Da die Beiträge hier auf dem blog bisher alle auf irgendeine Weise ernst waren, hier nun eine kleine lustige Anekdote aus dem Institut. Obwohl sie in gewisser Weise auch den politischen Umständen geschuldet ist und damit einen bittersüßen Beigeschmack hat.

Diese Woche kam ich in den Genuss, an einer Mitarbeiterversammlung teilnehmen zu dürfen. Niemand hatte uns vorher Bescheid gesagt und so kamen wir (die andere Praktikantin und ich) vollkommen unwissend und natürlich viel zu spät, noch mit der Teetasse vom Essen in der Hand, direkt aus der Kantine in den Versammlungsraum gestolpert, wo schon alle saßen und uns mit nahezu tosendem Beifall empfingen. Zum Glück mussten wir uns nicht weiter vorstellen, es wurde kurz erwähnt wer wir seien und was wir machen, d.h. aus welcher Abteilung wir kommen und damit wars auch schon getan.

Die restlichen Themen, die angesprochen wurden, betrafen mich – bis auf die Weihnachtsfeier, die ich vermutlich versuchen werde zu umgehen – nicht wirklich und so bekamen wir zwar einen kleinen Einblick in den Aufbau und die unterschiedlichen Belange des großen Instituts, saßen aber eigentlich eher die Zeit ab. Lustig wurde es allerdings, als es um das anstehende „Deutschlandjahr in Russland“ ging. Ein kulturelles Großprojekt, das sich in Form von verschiedenen Veranstaltungen ab kommenden Sommer ein Jahr lang durch die Kulturkalender der verschiedensten Städte Russlands ziehen wird.

Wie es sich für eine solche, großangelegte Veranstaltung gehört, muss sie natürlich auch in einem entsprechenden Rahmen eröffnet werden. Dazu gehört natürlich der Leiter, der organisierenden Einrichtung und für den Hochglanzanstrich sorgt dann im besten Fall die Anwesenheit einer Persönlichkeit aus höheren, politischen Kreisen. Im Idealfall vielleicht sogar DER führenden Persönlichkeit, um nicht zu sagen: des Präsidenten!

Nun gibt es aber das Problem, dass im nächsten Jahr in Russland Präsidentschaftswahlen anstehen. Auf die Frage hin, wann denn die große Eröffnung des noch viel größeren Deutschlandjahres sein solle und in welchem Rahmen sie stattfinden werde, erwiderte der Institutsleiter, dass man das rein organisatorisch noch nicht genau absehen könne.

Erstens wäre bis dahin ja noch genug Zeit. Uns zweitens, würde zur Eröffnung ja auch das Staatsoberhaupt eingeladen werden. Dieses würde ja aber im kommenden Jahr neu gewählt werden… Man könne ja also noch nicht genau wissen … - und in diesem Moment stockte er im Reden und der gesamte Saal fing an zu lachen. ‚Nun gut, also „theoretisch“ können wir ja noch nicht wissen, wer im kommenden Jahr zum Präsidenten gewählt wird, deswegen können auch noch keine offizielle Einladung, etc. … geschrieben werden. Was wir alle selbst dazu denken ist natürlich eine andere Sache…’ Das Lachen im Raum unter allen Versammelten hielt noch ein paar Minuten an, bevor sich alle gesammelt hatten und der ernste Teil der Besprechung weitergehen konnte.

Eigentlich ist es traurig, wenn man so, wie in diesem Fall, schon ein halbes Jahr vorher weiß, wer die kommenden Präsidentschaftswahlen gewinnen wird. Aber es hatte irgendwie auch schon wieder etwas tröstliches, dass Russen und Deutsche zusammen über diese politische Farce lachen konnten. Wir verstehen uns.

Gott sieht alles!


Um zu belegen, dass wirklich in den meisten Wohnungen in Russland Ikonen stehen, hier ein Bild von dem Heiligen, der in meinem Zimmer, auf dem Schrank stehend, über mich wacht. (Ich hoffe nur es ist keine Blasphemie oder ein sonstiges Vergehen, dass ich ein Photo mit Blitz von ihr gemacht habe…)

Dienstag, 15. November 2011

so viel zum Thema "überraschend kritisch..."

Nachdem ich am Dienstag letzter Woche bei der bereits beschrieben Diskussion im Sacharow-Zentrum war, fing ich an, mich ein wenig für dieses Kulturzentrum zu interessieren. Und prompt stieß ich in dem Buch, das ich gerade lese und in welchem eine Korrespondentin der Moskauer Deutschen Zeitung anekdotenartig ihr erstes Jahr in Moskau beschreibt [danke Caro! ;)], auf besagte Kultureinrichtung. Hier musste ich erfahren, dass es durch einen Vorfall randalierender Ultraorthodoxer Christen zu trauriger Berühmtheit gelangte...

Im Jahr 2003 wurde hier eine Kunstausstellung mit dem Titel „Achtung, Religion!“ veranstaltet, die allein schon durch den Titel provozierte. Da man in Russland sehr oft in den Wohnungen Ikonen in den Zimmerecken sieht und nicht erst am vorletzten Wochenende in Wladimir und Susdal’ von orthodoxen Kirchen und Klöstern nahezu erschlagen wurde, -von den riesigen prunkvollen goldglänzenden Gebäuden hier in Moskau mal ganz abgesehen…- kann man sich vorstellen, dass das religiöse Empfinden (sei die Religion auch noch so halbherzig ausgelebt) doch noch um einiges empfindsamer ist, als vielleicht in Deutschland.

Die Exponate der Ausstellung behandelten wohl auf sehr provokante Weise das Thema Religion als kapitalistische Karikaturen, wie z.B. Mickey Maus als Jesus oder dem Coca-Cola-Schriftzug mit der Unterschrift „dies ist mein Blut“. Ich habe hier zu ein paar Bilder im Internet gefunden und hoffe dass ich keine Eigentumsrechte verletzte. Andererseits ist das blog ja nur eine private Angelegenheit, es sollte mir also keiner etwas anhaben können … hoffe ich!!

Die Ausstellung wurde jedenfalls ein paar Tage nach ihrer Eröffnung von russisch-orthodoxen Fundamentalisten gestürmt und die Bilder beschädigt bzw zerstört. Als wenn das nicht schlimm genug wäre, wurde nicht etwa die Eindringlinge strafrechtlich verfolgt, sondern die Veranstalter der Ausstellung, sprich: das Sacharow-Zentrum! Und zwar wegen "Schürens von nationalem und religiösen Zwists"... Einer der Anwälte des Zentrums war wohl eben jener besagte Aleksandre Podrjabinek, der auch bei der Diskussion letzten Dienstag auf der Bühne saß. Das Sacharow-Zentrum verlor den Prozess (natürlich) und wurde zu einer Geldstrafe verurteilt. Noch perfider als dieser Umstand ist jedoch der Fakt (wenn man Wikipedia glauben schenken darf) dass ein Duma-Abgeordneter, der gegen die Erhebung eines Strafverfahrens stimmte (insgesamt waren es nur 2!) und sich öffentlich dazu äußerte, wenige Zeit später in Moskau ermordet wurde…

Wessen Interesse nach dieser Geschichte geweckt ist, kann hier zwei Artikel über das Sacharow Zentrum nachlesen – sie sind auf Deutsch!

Der russische Sisyphus (DIE ZEIT)

Achtung, Religion!

Es sieht also so aus, als ob diese Kultureinrichtung seine Existenz immer sehr kapp am Rande eines Abgrundes fristen würde. Ein Grund mehr für mich dem Zentrum demnächst nochmal einen Besuch abzustatten!!